Die Adler Group kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus. Nach Recherchen der Sender NDR und rbb hat der Immobilienkonzern etliche Rechnungen nicht bezahlt. Den Sendern soll eine Liste aus dem April 2021 vorliegen, wonach die Adler-Tochter tausende Forderungen gar nicht oder nicht vollständig beglichen hat, wie tagesschau.de am 27. Juni 2022 berichtet.

„Schlechte Nachrichten für die Aktionäre und Anleger der Adler Group gab es in den vergangenen Wochen schon genug. Die Meldung über offene Rechnungen reiht sich da nahtlos ein“, sagt Rechtsanwalt Joachim Cäsar-Preller, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aus Wiesbaden.

Wirtschaftsprüfer verweigern Testat

Für Aufsehen sorgte vor wenigen Wochen, dass die Wirtschaftsprüfer von KPMG der Adler Group ihr Testat für den Jahresabschluss 2021 verweigerten. Als Begründung führten sie an, dass ihnen wesentliche Informationen über verbundene Unternehmen und Personen nicht zugänglich gemacht worden seien. Dabei hatte die Adler Group die Sonderprüfung selbst in Auftrag gegeben. „Sie sollte wohl zu einer Art Befreiungsschlag werden, nachdem den Konzern vorgeworfen worden war, Bilanzen künstlich aufgebläht zu haben und einige Personen oder Gruppen davon profitierten. Das ist allerdings nach hinten losgegangen“, so Rechtsanwalt Cäsar-Preller.

Den Jahresabschluss 2021 legte die Adler Group trotzdem noch auf den letzten Drücker vor – ohne Testat. Die Zahlen waren ernüchternd. Die Bilanz wies ein Minus von rund 1,2 Milliarden Euro aus. Entsprechend stürzte die Aktie zwischenzeitlich ab. Wenig später wurde bekannt, dass auch die Konzerntochter Consus Real Estate erhebliche Verluste verzeichnete und deshalb Wertberichtigungen vornehmen muss.

BaFin prüft Jahresabschluss der Adler Real Estate

Schließlich teilte die Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin am 22. Juni 2022 mit, dass sie den Jahresabschluss 2021 der Tochtergesellschaft Adler Real Estate prüfen wird, nachdem sich schon die Abschlüsse 2019 und 2020 in Untersuchung befinden. Anlass für die Prüfung sei das verweigerte Testat der Wirtschaftsprüfer, wie die BaFin mitteilte. Zudem gebe es Anhaltspunkte dafür, dass Beziehungen und Geschäftsvorfälle mit nahestehenden Personen oder Unternehmen in den vergangenen Jahren in der Konzernrechnungslegung möglicherweise nicht vollständig und richtig erfasst wurden. Inzwischen wurde bekannt, dass die Adler Group die Tochter Adler Real Estate nun komplett übernehmen, von der Börse nehmen und die übrigen Aktionäre zwangsweise abfinden möchte.

Nun offenbaren die aktuellen Recherchen von NDR und rbb offene Rechnungen bei der anderen Konzerntochter Consus Real Estate. Dabei geht es u.a. um Handwerker oder Baufirmen, die immer noch zumindest auf einen Teil ihres Geldes warten. Hinzu kommt, dass zahlreiche Baugrundstücke der Adler Group brach liegen oder es auf den Baustellen nicht vorwärts geht, wie tagesschau.de weiter berichtet. Beispiele dafür seien das Baugebiet „Grand Central“ am Düsseldorfer Hauptbahnhof, das Holsten-Areal in Hamburg-Altona oder das Baugebiet am Steglitzer Kreisel in Berlin.

Aktionäre und Anleihe-Anleger der Adler Group dürften angesichts dieser Entwicklung zutiefst beunruhigt sein. „Sollte die Adler Group wichtige Informationen, die den Kurs der Aktie beeinflussen können, nicht umgehend veröffentlicht und damit gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen haben, können den Anlegern Ansprüche auf Schadenersatz entstanden sein“, sagt Fachanwalt Cäsar-Preller.

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