Nächster Schock für die Aktionäre der Wirecard AG – 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten bei Banken auf den Philippinen liegen sollten, gibt es offenbar überhaupt nicht. Der Vorstand der Wirecard AG teilte am 22. Juni mit, dass diese Treuhandkonten mit dem Guthaben mit großer Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht existieren. Die Aktie des Bezahldienstleisters stürzte darauf hin nochmals ab, nachdem die Aktionäre in den vergangen Tagen schon einen dramatischen Kursrutsch erleben mussten.

Der Kurs der Wirecard-Aktie ist eingebrochen, die Kreditwürdigkeit des Unternehmens wurde massiv herabgestuft. „Sollten die Banken nun auch noch Kredite sofort fällig stellen, ist auch eine Insolvenz des Unternehmens nicht auszuschließen“, sagt Rechtsanwalt Joachim Cäsar-Preller, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aus Wiesbaden.

So dramatisch die Entwicklungen bei Wirecard sind, völlig überraschend kommen sie nicht. Die Financial Times hatte schon Anfang 2019 Vorwürfe wegen dubioser Geschäftspraktiken gegen Wirecard erhoben. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück, der Bericht sorgte dennoch für einen ersten Kurssturz der Aktie.

Um die Vorwürfe zu entkräften, beauftragte Wirecard eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit einer Sonderprüfung. Auch wenn Ad-hoc-Meldungen von Wirecard etwas anderes vermuten ließen, sorgte die Sonderprüfung für keine Entlastung. Im Gegenteil: Die Prüfer bemängelten u.a. fehlende Unterlagen. Der nächste Schock folgte dann am 18. Juni. Wirecard konnte zum wiederholten Mal die Bilanz für das Geschäftsjahr 2019 nicht vorlegen. Die Wirtschaftsprüfer hatten das Testat verweigert, weil Nachweise zu 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten fehlten. Auch von Hinweisen, dass die Prüfer getäuscht werden sollten, war die Rede. Wirecard kündigte eine Anzeige gegen Unbekannt an. Der Vorstandschef trat zurück.

Nachdem die Banken auf den Philippinen inzwischen mitgeteilt hatten, dass bei ihren keine Treuhandkonten von Wirecard existieren und anderslautende Dokumente gefälscht seien, musste der Vorstand nun einräumen, dass es die 1,9 Milliarden Euro vermutlich nicht gibt. Der Betrag entspricht rund einem Viertel der Bilanzsumme des Unternehmens. Wirecard nahm seine vorläufige Einschätzung für das Geschäftsjahr 2019 und das erste Quartal 2020 zurück. Auswirkungen auf die Bilanzen in den Jahren zuvor können nicht ausgeschlossen werden.

Wirecard beschäftigt inzwischen auch die BaFin und die Staatsanwaltschaft München. Es wird wegen des Verdacht des Marktmanipulation ermittelt.

„Die Aktionäre stehen vor einem Scherbenhaufen. Sie können ihre Ansprüche auf Schadensersatz prüfen lassen“, sagt Rechtsanwalt Cäsar-Preller. Vieles spricht dafür, dass Wirecard seinen Publizitätspflichten nicht nachgekommen ist und wichtige kursrelevante Informationen nicht unverzüglich vollständig öffentlich gemacht hat. „Es kommen auch Ansprüche gegen die Wirtschaftsprüfer in Betracht, die die Jahresabschlüsse der Wirecard AG über Jahre geprüft und testiert haben“, erklärt Rechtsanwalt Cäsar-Preller.

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